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Symbole in der Psychosynthese

Symbole

Anders die individuellen und universalen Symbole. Mit ihnen betreten wir eine Welt der Sinntiefe und Bedeutung. Die individuellen Symbole stehen in Resonanz mit persönlichen Erfahrungen eines einzelnen Menschen. Die universalen oder archetypischen Symbole hingegen berühren eine Bewusstseinsebene, welche zum Erfahrungsschatz der Menschheit als Ganzes gehört. Von diesen beiden Kategorien wird hier die Rede sein.

Die Sprache der Seele

In der psychologischen Arbeit sind Symbole eine Brücke für die Kommunikation zwischen dem Bewusstsein und den Ebenen des Unbewussten, eine Kommunikation, die in zwei Richtungen funktioniert. Zum einen überbringen Symbole bildhafte Botschaften aus dem Unbewussten. Wir kennen dies von den Träumen. Sie lassen uns durch diese symbolische Sprache erahnen, was in den Tiefen unseres Innern vor sich geht. Zum anderen können wir bewusst oder intuitiv ausgewählte Symbole nutzen, um das Unbewusste zu lenken und zu modellieren.

Die Sprache der Symbole will gelernt und geübt werden. Die Symbol- und Bildsprache folgt einer Vernunft, die ganz anders ist als das konventionelle Denken unseres Alltagsbewusstseins. Sie berücksichtigt nicht sosehr Rationalität und Logik, sondern operiert mit Assoziation, Vieldeutigkeit, Analogie und Intensität.

Ein Symbol vermag in seiner Vieldeutigkeit, Widersprüchliches zu verbinden, und integriert komplexe Inhalte in eine fassbare Form .

 

Nehmen wir zum Beispiel ein bekanntes Symbol, den Berg. 

Machen Sie das Experiment und stellen Sie sich einen Berg vor. Beobachten Sie dabei, was in Ihnen vorgeht, in Ihrem Körper, auf der Ebene der Gefühle und in Ihren Gedanken. Sie werden feststellen, dass das Bild eines Berges unterschiedliche Assoziationen evoziert: z.B. ein Gefühl der Standfestigkeit und Beständigkeit, die körperlichen Mühen des Aufstiegs, die freudige Annäherung an den Himmel, die Erhabenheit und Stille des Gipfels, die Weite des Ausblicks, …  Das alles steckt in einem Bild.

Funktion und Wirkung des Symbols

Assagioli definiert das Symbol als Bild, Abbild und Ausdruck von psychischen Wirklichkeiten und er sieht seine Funktion darin, psychische Energie zu sammeln und zu bewahren, diese zu leiten und zu kanalisieren, um sie schliesslich zu transformieren und zu integrieren. In diesem Sinne wirkt das Symbol wie ein „psychologischer Katalysator“, der als visuelles Element in der Psyche einen Prozess der Transformation und Assimilation begünstigt, unterstützt und beschleunigt. 

Diese Eigenschaften des Symbols können in der Dynamik des Seelenlebens auf verschiedene Weise genutzt werden.

Symbole lassen sich in drei Kategorien einteilen: konventionelle, individuelle und universale. Konventionelle Symbole sind heute hoch in Kurs. Wir kennen sie als Icons auf den elektronischen Medien, als Emojis in den Kurznachrichten, als Beschilderung im öffentlichen Raum usw. Ihre Aussagekraft ist begrenzt und relativ oberflächlich. Hier steht ein Bild für eine konkrete, äusserliche Information.

Die Arbeit mit symbolischen Bildern

Die Bedeutung von Symbolen zu ergründen verbindet uns mit einer der wichtigsten Quellen der Weisheit und mit den tiefsten Ebenen unser Person. Aufgrund der heute vorherrschenden Betonung der linearen Logik ist das Verständnis für Symbole und für die Bilder der Seele, wie sie in Träumen, Mythen und Fabeln vorkommen, leider manchmal verschüttet. Die Verbindung zwischen dem Symbol und der Realität beruht auf der Entsprechung (Analogie) und erschliesst sich über die Fähigkeit, Ähnlichkeiten zwischen diesen zwei Ebenen zu erkennen. In einer Art Gedankensprung, wie es das analoge Denken ermöglicht, wird die Verbindung vom Symbol zur Realität geknüpft und deren Botschaft entschlüsselt. 

Ein Beispiel:

Ein Mann um die Vierzig, erzählt folgende Traumsequenz:

„Ich sehe mich auf einem steilen Berghang unterwegs. Ich bin von der Wanderung müde und erschöpft. Vor mir öffnet sich ein tiefer Abgrund.“

Im Gespräch stellt sich heraus, dass das Traumbild wörtlich genommen keinen Sinn macht, denn der Mann ist kein Bergsteiger und hat auch keine Bergwanderung geplant. In seinem Berufsleben aber, erzählt er weiter, fühle er sich in hohem Masse herausgefordert, ja sogar überfordert und frage sich, ob er seine Karriere auf dieser Bahn weiterverfolgen oder besser nach einer neuen Stelle Ausschau halten soll. Vor dem Hintergrund seiner Erzählung wird also eine Ähnlichkeit zwischen dem Traumbild und der beruflichen Realität des Mannes erkennbar und die Relevanz des symbolischen Traumbilds lässt sich verifizieren. Nun kann der Mann, wenn er dazu bereit ist, das Symbol vom drohenden Abgrund als sinnvolle Botschaft seines Unbewussten vernehmen und diese bei der Entscheidung hinsichtlich seines beruflichen Lebens berücksichtigen.

Richtig verstanden können Symbole und innere Bilder Hinweise geben, um Schwierigkeiten aus unserer Vergangenheit zu lösen, schlummernde Talente zu entdecken, Probleme zu lösen oder kraftvoller in der Gegenwart zu wirken. Sie bringen Visionen ins Bewusstsein und begünstigen den inneren Wachstumsprozess in jeder Phase des Lebens. 

Ebenso können bewusst oder intuitiv gewählte Symbole eingesetzt werden, um deren wesenhafte Bedeutung im Leben eines Menschen zu evozieren und zu aktivieren.  

Versuchen Sie es gleich selber mit folgender Übung!

Symbolarbeit

1. Wähle unter den hier abgebildeten Symbolen eines aus, das dich jetzt spontan anspricht.

 

Schau dir das ausgewählte Bild eine Weile gut und konzentriert an.

 

2. Dann schliesse deine Augen und lass das Bild vor deinem geistigen Auge entstehen. Nun darf es ganz und gar dein eigenes Bild von diesem Symbol werden. Visualisiere dein Symbol und lass es auf dich wirken. Beobachte, was dabei in dir geschieht, auf der Ebene der Gefühle, der Gedanken. Was spürst du in deinem Körper?

 

3. Nun identifiziere dich mit deinem Symbol. Werde das Symbol. Stell dir vor, dass du mit ihm verschmilzt oder in es hineinschlüpfst. Schau wie es sich anfühlt, das Symbol zu sein, was es mir dir macht, was du dabei erfährst.

 

4. Dann löse dich aus der Identifikation und sieh dich dem Symbol wieder gegenüber. Nun schau nach, ob du erkennen kannst, warum du dieses Symbol gewählt hast. Kannst du zwischen dem Symbol mit seiner Bedeutung und Wirkung eine Verbindung zu deinem Leben erkennen? Denke über dein Symbol im Zusammenhang mit dir und deinem Leben nach.

 

5. Wenn dir die Begegnung, Visualisierungen und Identifikation mit dem Symbol gefallen und gut getan haben, wenn du die Wirkung des Symbols auf dich und dein Leben verlängern und intensivieren möchtest, kannst du dein Symbol malen oder zeichnen. Es kann gut sein, dass du während des Malens noch neue oder weitere Aspekte des Symbols erkennst und tiefer in dessen Bedeutung eindringst.

6. Nun kannst du das Bild, das du von deinem Symbol gemalt hast, an einem Ort aufstellen, wo du es immer wieder siehst. So wird es, sozusagen von Aussen, auf dich zurückwirken. Anstelle eines selbstgemalten Bildes kannst du auch ein Foto oder gedrucktes Bild benutzen, eventuell auch mehrere davon an verschiedenen Orten verteilen.

Die obige Übung gibt eine Einführung in fünf Möglichkeiten der Arbeit mit Symbolen und gibt einen Eindruck, wie dabei in der Psyche ein kreativer und transformativer Prozess in Gang kommt. 

 

Hier sind die fünf Schritte nochmals konzentriert zusammengefasst:

  • das Symbol visualisieren und innerlich auf sich wirken lassen

  • sich mit dem Symbol identifizieren und auf allen Ebenen des eigenen Seins erfahren

  • das Symbol malen und dabei noch unbewusste Aspekte erschliessen und integrieren

  • über das Symbol reflektieren und die Verbindung zum eigenen Leben erkennen

  • sich mit dem Symbol umgeben und die äussere, visuelle Präsenz des Symbols nutzen um den psychologischen Prozess im Innern zu intensivieren

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